Eine Reise entlang der Ringstraße mit dem Campervan ist eine der flexibelsten und landschaftlich schönsten Möglichkeiten, Island zu erkunden. In nur sieben Tagen kannst du einige der berühmtesten Naturwunder des Landes erleben – von Wasserfällen und Gletschern bis hin zu schwarzen Sandstränden und geothermischen Gebieten – und das alles in deinem eigenen Tempo.
Dieser Guide bietet eine praktische 7-Tage-Reiseroute speziell für Campervan-Reisende, inklusive Tageshighlights, geschätzter Fahrzeiten und nützlicher Reisetipps. Ob du zum ersten Mal nach Island reist oder eine Wiederholung planst – diese Route bietet eine ausgewogene Mischung aus bekannten Sehenswürdigkeiten und ruhigen Ecken.
Tag 1: Ankunft, Reykjavík & Vorbereitung
Nach deiner Ankunft am internationalen Flughafen Keflavík kannst du direkt vor Ort oder in der Nähe deinen Wohnmobil mieten. Die Fahrt nach Reykjavík dauert etwa 45 Minuten. Es lohnt sich, vor der Weiterfahrt in der Stadt noch Lebensmittel einzukaufen – größere Supermärkte wie Bónus oder Krónan bieten eine bessere Auswahl und günstigere Preise als kleinere Läden entlang der Route.
Verbringe den restlichen Tag in Reykjavík, um dich auf die Woche vorzubereiten. Wenn es die Zeit erlaubt, kannst du ein paar Highlights wie die Hallgrímskirkja, die Harpa-Konzerthalle oder das Ufer mit der Sólfar-Skulptur erkunden.
Übernachte auf dem Reykjavík Campsite, der ganzjährig geöffnet ist und verlässliche Einrichtungen für Campervans bietet. Wenn du dir diesen ersten Tag nimmst, um anzukommen, Vorräte zu organisieren und dich vom Flug zu erholen, startest du entspannter in den Roadtrip am nächsten Morgen.
Tag 2: Golden Circle – Þingvellir, Geysir & Gullfoss
Der Golden Circle ist ein beliebter Tagesausflug ab Reykjavík und eine großartige Einführung in Islands Geologie und Natur. Die Rundfahrt ist einfach zu bewältigen und bietet mehrere Highlights. Plane für heute etwa 230–250 km Fahrstrecke ein.
Þingvellir Nationalpark: Rund 45 Minuten von Reykjavík entfernt liegt dieser UNESCO-Welterbe-Park an der Grenze zweier tektonischer Platten. Du kannst durch die Almannagjá-Schlucht spazieren und den Þingvallavatn-See bestaunen. Der Ort ist auch historisch bedeutsam – hier tagte einst das erste isländische Parlament.
Geysir-Geothermalgebiet: Im Haukadalur-Tal gelegen, bietet dieses Gebiet blubbernde Schlammtöpfe und den aktiven Geysir Strokkur, der alle 5–10 Minuten ausbricht. Der Große Geysir selbst ist meist inaktiv, aber die geothermische Aktivität in der Gegend ist beeindruckend.
Gullfoss-Wasserfall: Nur 10 Minuten vom Geysir entfernt liegt einer der beeindruckendsten Wasserfälle Islands. Die doppelte Kaskade sorgt für spektakuläre Ausblicke – bei Sonne sogar mit Regenbogen im Sprühnebel.
Wenn du noch Zeit hast, lohnt sich ein Stopp am Kerið-Krater, ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater mit einem kurzen Rundweg am Rand.
Übernachtet wird auf Campingplätzen in Laugarvatn oder Flúðir. Alternativ ist der Skjól Campground zwischen Gullfoss und Geysir ein praktischer Ort für die Weiterfahrt am nächsten Tag entlang der Südküste.
Tag 3: Südküste – Wasserfälle, Klippen & schwarze Strände
Am dritten Tag folgst du Islands malerischer Südküste, die einige der bekanntesten Naturwunder des Landes beherbergt. Von der Golden Circle-Route gelangst du zurück auf die Ringstraße und fährst weiter nach Südosten. Insgesamt legst du heute rund 200–230 km zurück – je nach Stopps.
Seljalandsfoss: Einer der wenigen Wasserfälle weltweit, hinter denen man entlanglaufen kann. Der 60 Meter hohe Fall ist spektakulär, aber du wirst nass – Regenjacke nicht vergessen!
Skógafoss: Etwa 30 Minuten weiter erwartet dich dieser mächtige Wasserfall. Eine steile Treppe führt zu einem Aussichtspunkt, von dem du einen tollen Blick über das Land hast. Unten sorgt der Sprühnebel oft für Regenbögen.
Dyrhólaey: Diese felsige Landzunge bietet grandiose Küstenblicke und ist ein beliebter Ort zur Papageitaucher-Beobachtung (Mai bis August). Beachte: Die Straße dorthin ist steil und bei schlechtem Wetter oder während der Brutzeit manchmal gesperrt.
Reynisfjara-Strand: Direkt vor dem Ort Vík liegt dieser berühmte schwarze Sandstrand mit Basaltsäulen und markanten Felsformationen. Die Wellen hier sind unberechenbar – halte unbedingt ausreichend Abstand.
Verbringe die Nacht auf dem Campingplatz in Vík oder in der Umgebung. Der Ort bietet grundlegende Versorgung, eine Tankstelle und mehrere Restaurants, falls du nicht selbst kochen möchtest.
Tag 4: Skaftafell & Gletscherlagunen
Die heutige Etappe führt dich durch Südostisland, wo sich Lavafelder mit Gletschern und eisgefüllten Lagunen abwechseln. Die Tagesstrecke beträgt etwa 270 km.
Eldhraun Lavafeld: Auf dem Weg fährst du durch dieses moosbedeckte Lavafeld, das durch einen der größten Vulkanausbrüche der Geschichte entstanden ist. Die Landschaft wirkt surreal und zieht sich über viele Kilometer.
Skaftafell (Vatnajökull-Nationalpark): Ein beliebtes Wandergebiet mit Ausblicken auf Gletscher und gut markierten Wegen. Eine der schönsten kurzen Wanderungen führt zum Wasserfall Svartifoss, der von Basaltsäulen eingerahmt ist. Für den Rundweg solltest du 1,5 bis 2 Stunden einplanen.
Jökulsárlón-Gletscherlagune: Dieser Gletschersee ist voller treibender Eisberge, die vom Gletscher abbrechen und langsam ins Meer gleiten. Entlang des Ufers kannst du spazieren oder optional eine Bootstour unternehmen. Ganz in der Nähe liegt der Diamond Beach, wo kleinere Eisstücke am schwarzen Sandstrand landen – ein toller Fotospot.
Beende den Tag in Höfn, einer kleinen Hafenstadt, die für ihre Fischrestaurants bekannt ist. Der örtliche Campingplatz ist ganzjährig geöffnet und gut für Campervans ausgestattet.
Tag 5: Die Ostfjorde – Einsame Straßen & ruhige Dörfer
Von Höfn aus beginnt die Ringstraße, sich durch die weniger besuchten Ostfjorde zu schlängeln – eine Region, die für ihre fjordähnlichen Küsten, Fischerdörfer und ruhigen Straßen bekannt ist. Heute erwartet dich eine eher gemütliche Tagesetappe mit rund 250 km – abhängig von deiner Route.
Djúpivogur: Ein charmanter kleiner Hafenort mit entspannter Atmosphäre. Hier solltest du dir die Kunstinstallation „Eggin í Gleðivík“ nicht entgehen lassen – eine Sammlung überdimensionaler Vogeleier am Wasser.
Küstenstraße Route 1: Die Straße folgt den Fjorden und bietet viele Kurven sowie Aussichtspunkte. Halte Ausschau nach Rentieren (besonders im Winter) und nutze Gelegenheiten zum Anhalten und Genießen der Landschaft.
Seyðisfjörður (optionaler Abstecher): Wenn Zeit und Wetter es erlauben, lohnt sich der 27 km lange Abstecher in diesen farbenfrohen Ort. Die Straße führt über einen steilen, oft nebligen Pass – aber die Aussicht ist spektakulär. Der Ort selbst ist für seine Regenbogenstraße und seine künstlerische Atmosphäre bekannt.
Beende den Tag in oder bei Egilsstaðir, der größten Stadt im Osten Islands. In der Umgebung findest du mehrere Campingplätze oder kannst direkt am Lagarfljót-See übernachten – laut Legende die Heimat eines Seeungeheuers.
Tag 6: Nordisland – Wasserfälle, Lava & heiße Quellen
Von Egilsstaðir aus führt die Ringstraße ins Landesinnere, bevor sie wieder Richtung Nordküste abfällt. Heute stehen einige der kraftvollsten Wasserfälle und faszinierendsten geothermischen Gebiete Islands auf dem Programm. Die Tagesstrecke beträgt etwa 300–350 km.
Dettifoss: Über eine Schotterstraße erreichbar – der leistungsstärkste Wasserfall Europas. Kombiniere den Besuch mit einer kurzen Wanderung zum nahegelegenen Selfoss.
Region Mývatn: Dieses geothermische Gebiet steckt voller spannender Naturwunder:
Námaskarð (Hverir): Blubbernde Schlammtöpfe und dampfende Fumarolen
Dimmuborgir: Lavaformationen und kurze Wanderrouten
Grjótagjá-Höhle: Eine kleine Lavahöhle mit Thermalquelle (nicht zum Baden geeignet)
Mývatn Nature Baths: Ruhigere Alternative zur Blauen Lagune – milchig-blaues Wasser mit Blick auf die Lavafelder
Goðafoss: Auf dem weiteren Weg Richtung Westen lohnt sich ein Stopp an diesem malerischen Wasserfall, dem „Wasserfall der Götter“.
Übernachte in oder bei Akureyri, der größten Stadt im Norden. Hier findest du eine breite Auswahl an Restaurants, Supermärkten und einen gut ausgestatteten Campingplatz.
Tag 7: Westisland & Rückfahrt nach Reykjavík
Am letzten Tag deiner Reise geht es zurück nach Reykjavík – über die landschaftlich reizvolle Region Borgarfjörður, mit einigen lohnenswerten Stopps entlang des Weges. Plane etwa 400 km ein, je nach Route und ob du noch die Blaue Lagune einbauen möchtest.
Skagafjörður: Diese grüne Region ist bekannt für ihre Pferde, weiten Täler und kleinen Bauernhöfe – perfekt für Fotopausen oder einen kurzen Spaziergang.
Borgarfjörður-Wasserfälle:
Hraunfossar: Eine Reihe von klaren Wasserläufen, die direkt aus einem Lavafeld in den Fluss Hvítá fließen
Barnafoss: Wenige Meter oberhalb – ein wilder, enger Wasserlauf mit spannender Sage
Optional: Blaue Lagune: Falls dein Flug spät geht oder du noch eine Nacht bei Keflavík verbringst, ist ein entspannter Abschluss in der bekannten geothermischen Lagune möglich. Sie liegt in der Nähe des Flughafens.
Gib deinen Campervan in Reykjavík oder Keflavík zurück – je nachdem, wo du ihn gemietet hast. Plane ausreichend Zeit für Reinigung, Tanken und einen letzten Ausrüstungscheck ein.
Reisetipps für Campervan-Reisen in Island
Lebensmittel & Tanken:
Decke dich in größeren Orten wie Reykjavík, Akureyri und Egilsstaðir mit Vorräten ein. In abgelegenen Regionen sind die Preise höher, und nicht alle Dörfer haben Tankstellen mit vollem Serviceangebot.
Camping:
Nutze die Parka-App oder tjalda.is, um legale Campingplätze zu finden. Wildcamping ist in Island nur an ausgewiesenen Plätzen erlaubt – oder wenn du ausdrücklich die Erlaubnis des Landbesitzers hast.
Straßen & Fahren:
Straßen in Island können schmal, unbefestigt oder witterungsbedingt schwer befahrbar sein. Fahre besonders vorsichtig in den Hochlandregionen oder während der Übergangszeiten. Prüfe vor Abfahrt immer road.is und safetravel.is.
Wetter:
Das Wetter kann sich rasch ändern. Nimm mehrere Kleidungsschichten mit, inklusive Regenbekleidung und warmer Schlafausrüstung – auch im Sommer.
Mobilfunk:
Entlang der Ringstraße ist der Empfang meist gut, aber in einigen Gegenden gibt es schwache oder keine Netzabdeckung. Lade Offline-Karten und Campinginfos im Voraus herunter.
Campingplatz-Ausstattung:
Viele Plätze bieten Küchen, Duschen und Stromanschlüsse – aber nicht alle. Nimm eigenes Kochzubehör mit und informiere dich vorher über die Ausstattung.
Sicherheit:
Halte ausreichend Abstand zu Klippen oder gefährlichen Küstenabschnitten. Achte auf Beschilderungen und respektiere Sperrzonen – Islands Natur ist wunderschön, aber unberechenbar.
Fazit
Eine 7-tägige Rundreise mit dem Campervan durch Island ist zwar intensiv, aber mit guter Planung und einem frühen Start pro Tag absolut machbar. Das Reisen im Van bietet maximale Flexibilität und ermöglicht dir Zugang zu einigen der schönsten und ruhigsten Campingplätze des Landes – ideal, um Islands Natur hautnah zu erleben.
Diese Route deckt viele der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands ab, ergänzt durch einige ruhigere Orte abseits der Massen. Je nach Wetter und Reisetempo können einzelne Tage etwas anstrengend sein – doch mit einem gut ausgestatteten Camper und etwas Flexibilität wird die Reise selbst genauso unvergesslich wie die Ziele.
Egal, ob du dich für Wasserfälle, Vulkane oder einsame Küstenstraßen begeisterst – eine Woche auf der Ringstraße wird dir mit Sicherheit lange in Erinnerung bleiben.
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Wenn du bereits deinen nächsten Trip planst: Wir haben auch eine traumhafte Campervan-Route von Calgary nach Vancouver zusammengestellt – ein Blick lohnt sich!